Archiv für den Monat: Juni 2023

Welt- und Zeitreise

Meine Tage in Oslo waren zugleich eine Welt- und eine Zeitreise. Innerhalb von 5 Tagen an einem Ort war ich in der Gegenwart zusammen mit einer amerikanischen Familie, mit und in der ich vor 50 Jahren das erste Mal einige Wochen meines Lebens verbringen durfte. Entsprechend viele Erinnerungen tauchten auf.

Nach 2 Tagen unbeschwerten Urlaubs als privilegiertes Luxusweib ging es übergangslos an das andere Ende der Welt. Der Gegensatz hätte krasser nicht sein können. Bilder sagen mehr als Worte:

Von hier

durch dieses Tor

nach dort

Discounted lives, ich hoffe, der Text auf dem “Kassenbon” ist für euch lesbar.

Von den chinesischen Konzentrationslagern und Zwangsarbeit aus Medienberichten zu erfahren ist das eine. Menschen zu treffen, die dieser Hölle entkommen sind und offensichtlich alle Kraft zusammennehmen mussten, um über ihre Erfahrungen auf dem Oslo Freedom Forum zu sprechen, ist eine ganz andere Nummer.

Zudem nehmen diejenigen die dort sprechen das Risiko auf sich von ihren autoritären Regierungen bestraft zu werden. Das wohl bekannteste Beispiel ist der Giftanschlag auf Alexei Anatoljewitsch Nawalny kurz nachdem er auf dem Oslo Freedom Forum 2020 Tacheles geredet hatte. Die Sprecher auf dieser Bühne werden von ihren Regierungen sehr ernst genommen. Viele sind/waren prisoners of consciousness, politische Gefangene (was für ein banaler Begriff in der deutschen Sprache).

Ja, ich habe von El Helicoide in Caracas/Venezuela gehört und jetzt erlebt, was Maduros Schergen dort zum Beispiel mit Victor Navarro getrieben haben. Wenn ich dann noch von einem spanischen Aktivisten höre, dass die spanische Rechte, die gerade bei den Regionalwahlen abgeräumt hat, enge Beziehungen zu Maduro hegt, dann läuft es mir kalt den Rücken herunter, wohl wissend, dass die sogenannte “Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit ” (FDP) seinerzeit Bolsonaro unterstützt hat.

Vor allem im arabischen und afrikanischen Raum ist eine gewaltige Frauenpower unterwegs, die eine friedliche Revolution vorantreibt. Vor dieser hat z.B. der saudische Prinz so große Angst, dass eine Frau für ihren menschenrechtsrelevanten Tweet eine Gefängnisstrafe von 48 Jahren erhielt. Die Rechtsabteilung des HRF ist gerade dabei zu versuchen sie da herauszubekommen.

Eine große Hilfe für die Aktivisten ist Bitcoin. Menschenrechte und Bitcoin passen zueinander wie die Faust aufs Auge. Auf dem Oslo Freedom Forum werden diese beiden von Alex Gladstein, CEO der Human Rights Foundation und Autor zahlreicher Texte und Bücher (zuletzt auf Deutsch erschien “Das trojanische Pferd der Freiheit) zusammengeführt. Zahlreiche Entwickler waren vor Ort und arbeiten mit großer Leidenschaft daran Bitcoin für diese Menschen leichter zugänglich zu machen. Für hiesige Bitcoin Maxis mag Bitcoin als Investition oder Wertspeicher wichtig sein. Für Menschenrechtsaktivisten hingegen ist der Aspekt des freien Geldes, für das man keine Erlaubnis von irgendeiner Regierung oder ein Bankkonto benötigt, (über)lebenswichtig.

Viel Text heute, zum Schluss noch ein Screenshot von den Top 10 meiner Besucherstatistik. Ich gehe mal davon aus, dass niemand von euch einen russischen, chinesischen oder israelischen VPN benutzt. Was die hier also bei mir wollen oder suchen, weiß ich nicht und welche Konsequenzen ich daraus ziehe weiß ich auch noch nicht.

Macht’s gut miteinander und lasst eure Freiheit nicht weiter von vermeintlichen Sicherheitsverprechen einschränken.

Es geht voran

Nach drei Tagen harter Arbeit ist der letzte Umzugskarton ausgepackt und dessen Inhalt verstaut. Ein paar Samlas mit Elektronik stehen noch in der Garage und warten aufs Breitband-Internet. Das kann allerdings noch dauern.

Aber allmählich wird es hier wohnlich. Ikea ist übrigens das einzige Möbelhaus hier vor Ort.

Es gibt jetzt im Innenhof ein Plätzchen für die Fika (Kaffeepause/Frühstückskaffee)

und in der Küche einen Essplatz

Für den großen Wohnraum habe ich Birtes Idee geklaut und Kallax als Raumteiler und Stauraum aufgestellt um Wohnraum und Arbeitsplatz/Schreibtisch, der bei Bedarf auch Esstisch sein kann, optisch zu trennen. Star des Wohnzimmers ist “Friheten”, mein Schlafsofa. Das ist zwar gemütlich und praktisch, aber in Wirklichkeit habe ich es seines Namens wegen gekauft. 😉

Ab sofort ist also Platz für Besuch, solange der keinen gesteigerten Wert auf Gardinen und andere Fensterdeko legt. Wem ein Schlafsofa zu bieder ist, der kann auch gerne mit Zelt kommen. Ein kleines 2-Mann-Zelt passt auf den Rasen oder windgeschützt in den Innenhof oder windgeschützt und überdacht auf meinen Freisitz. Für Kamper gibt es einen Parkplatz um die Ecke. Keinerlei Parkplatznot in dieser kleinen Nische und gebührenfrei, was in dieser Stadt eher die Ausnahme ist.

Über den Nationalfeiertag schreibe ich später. Da wirbeln so viele Gedanken dazu in meinem Kopf herum, die ich erstmal sortieren und strukturieren will.

Zunächst einmal fahre ich morgen früh für eine Woche nach Oslo. Genialerweise passen die norwegischen Urlaubspläne meiner Freunde aus den USA perfekt mit dem Oslo Freedom Forum, das ich sowieso besuchen wollte, zusammen. Nachdem ich letzte Woche das “Vetting” bestanden habe, ist meine Teilnahme entgültig. Bin sehr gespannt auf dieses internationale, von der Human Rights Foundation organisierte, Dissidententreffen. Geht natürlich auch um Bitcoin als Werkzeug finanzieller Freiheit, unabhängig von der jeweiligen Autokratie, Cybersicherheit, Spyware und vieles mehr auf dem Sektor.

Vor dieser Begegnung mit vielen neuen Menschen liegen 2 Tage mit einem Menschen und seiner Familie, mit dem mich eine inzwischen 51-jährige Freundschaft verbindet. Mehr als ein halbes Jahrhundert, eine seltenes und daher kostbares Gut für mich.

Bis zum nächsten Mal alles Liebe und Gute für euch alle.

Heute morgen beim Aufwachen dachte ich…

…das Wetter ist kaputt. Dichte Bewölkung, das gibt es ja gar nicht. Aber das Wetter war glücklicherweise nicht kaputt. Um 9:30 Uhr war der Himmel wieder strahlend blau, ohne auch nur die geringste Störung. Das Kaiserwetter vom Mai reicht offenbar bis in den Juni hinein. Bis jetzt war der Rhythmus 8-10 Tage Sonne, dann 1,5 Tage mit Regen, dann wieder blauer Himmel und Sonne. Unfassbar schön, auch wenn es nachts gerne in den einstelligen Bereich geht. Aber die Nächte sind ja kurz, nicht lang genug um das Häuschen auszukühlen.

Mittwoch war Bade-Strand-Wetter, noch knapp unterhalb von 25°C im Schatten, aber Sara hatte gerade Zeit und Lust und so sind wir nach Lindesnäs an ihren Lieblingsstrand gefahren. Um ins Wasser zu kommen musste man über ein paar Felsen zu einer Leiter klettern mit deren Hilfe man ins Wasser hinein und wieder heraus kann. War ein superschöner Nachmittag auf den von der Sonne erwärmten Granitfelsen mit 2 kurzen “Tauchgängen” im ca. 17°C warmen Fjordwasser. An Fotos zwecks Dokumentation haben wir beide nicht gedacht, also gibt es heute keine.

Gestern und heute haben wir die 25°C gerissen. Gestern habe ich mir einen Tag auf meiner beschatteten Terrasse gegönnt. War der erste Tag, an dem ich dort einfach nur gechillt habe. Sonst war ich immer irgendwie irgendwo unterwegs.

Heute hingegen war Putztag. Bude geputzt, Rasen gemäht, Kanten geschnitten. Jetzt ist alles schön sauber und ordentlich und der Feiertag morgen kann kommen. Danach dann am Mittwoch meine Ikea Lieferung 🙂

Aber morgen wird erstmal Nationalfeiertag gefeiert mit Picknick, Unterhaltungsprogramm und Baden (und bestimmt ganz vielen Fähnchen) in Gustafsberg, dem ehemaligen Kurort, wo ich vor zwei Jahren in der Jugendherberge gewohnt habe. Die Skärgardbatarna fahren den ganzen Tag kostenlos hin und her, sodass ich nur knapp 4 km und nicht die kompletten 8-9 km wandern werde. Radfahren wird wegen all der Fußgänger auf der Strandpromenade eher nicht möglich sein.

Bin sehr gespannt wie das wird. Schade nur, dass ich noch so wenig verstehe. Der Unterschied zwischen dem Duolingo-Schwedisch und dem im real life gesprochenen Schwedisch ist für meine alten Ohren gigantisch.

Beim Stricktreff am Donnerstag ging es ganz gut, weil die Damen sehr deutlich und wohl extra langsam gesprochen haben. Es waren Anna, die Gastgeberin und Ladenbesitzerin,und noch vier weiter Damen, Marie, Marieluis, Mariann und Siv,dabei. Es gab natürlich Kaffee und ein bisschen Kuchen. Gestrickt haben wir auch, aber nicht soviel. Einmal wieder fühlte ich mich von diesen freundlichen und fröhlichen Menschen hier herzlich willkommen und aufgenommen.

Kein Wunder haben die es in dieser Stadt geschafft die zahlreichen Geflüchteten gut zu integrieren. Wenn ich nicht irre hat Schweden etwa 1 Million Menschen aufgenommen, 10% der Bevölkerung!

Da fällt mir ein, ein Foto habe ich doch, von einer Kuriosität, jedenfalls aus Apothekersicht:

Beanie Babies in der Apotheke *lol*