Schöne Pfingsten!

Die große Neuigkeit für diese Woche ist, dass mein Inventar angekommen ist. Meine Transportfirma hat zwar zunächst ein wenig gezickt, aber ein bisschen Bargeld hat ihnen auf die Sprünge geholfen.

Jetzt ist Tetris angesagt. 60 qm Wohnfläche sind nicht gleich 60 qm Wohnfläche, besonders wenn die Küche 50 Jahre alt ist. 🙂

Zuerst sah das so aus:

Inzwischen habe ich ein schönes, aufgeräumtes Schlafzimmer. Der Schrank war schon da, entsprechend den üblichen schwedischen Gepflogenheiten. Oft sind die Schränke sogar wie in den USA wie kleine Räume eingebaut.

Die Küche ist ebenfalls befüllt mit allem, was ich so fürs (Ein)kochen, Fermentieren und Wolle färben brauche und somit funktionsfähig. Hat ein bisschen gedauert, weil sie nicht so sauber war, aber jetzt passt es.

Das Wohnzimmer wartet auf eine größere Ikea-Lieferung, die aber erst übernächste Woche kommt. Dann ist erstmal Schrauben angesagt.

Vahit, der sehr traurig ist, dass ich schon wieder ausziehe, hat mir bereits seine Hilfe angeboten. Er hilft auch Sara viel bei Arbeiten an Haus und Garten und scheint auf dem Gebiet begabt zu sein.

Ein bisschen schade finde ich es auch, dass ich hier so schnell wieder ausziehe, aber mein eigenes Bett ruft ziemlich laut und wir leben ja nach wie vor alle in der gleichen kleinen Stadt und können, wenn wir wollen, die Beziehung weiter pflegen. Die zwei haben mich heute auch in die Wohnung hochgefahren mit Umwegen, um mir noch ein paar schöne Stellen zu zeigen, die ich erwandern bzw. mit dem Fahrrad erforschen kann. Hätte ich alleine so schnell wahrscheinlich nicht so schnell entdeckt.

Nach meinem Auszug aus Saras Haus habe jetzt ich erstmal kein festes Internet mehr. Hier liegt zwar ein Glasfaseranschluss an und einen Router gibt es auch bereits, aber einen Breitbandvertrag bekomme ich nur mit “personnummer”, also Eintrag in das schwedische Bevölkerungsregister. Das kann ab Antrag gerne mal vier Wochen oder länger dauern. Mit offiziellem Mietvertrag ab 1.6. kann ich diesen Antrag jetzt stellen. Bin gespannt, ob die schwedischen Behördenmitarbeiter ähnlich entspannt sind wie ihre Bevölkerung 🙂

Solange muss erstmal mein Fairphone als Hotspot herhalten.Zum Glück bekomme ich über eine schwedische Kontantkart (Prepaid Handynummer) aber mobile Daten, die nicht übermäßig teuer sind. Problem ist eher der Empfang hier oben in meiner kleinen von Felsen geschützen Nische. Wir werden sehen.

Wenn es euch allen, die ihr hier mitlest nur halb so gut geht wie mir, dann geht es euch sehr gut!

Liebe Grüße!!!

Pizzaday

Während ich hier noch auf mein Inventar warte, habe ich schon mal ein bisschen Gartendeko angeschafft. Ein paar Blümchen, ein paar Kräuter und eine Tomate. Mal schauen, was draus wird. Einen Liegestuhl für die überdachte Terrasse gab es natürlich auch.

So sieht mein Häuschen von hinten aus:

Ansonsten war es eher eine soziale Woche. Neben dem Laden, in dem ich die Pflanzen gekauft habe, habe ich ein Wollgeschäft entdeckt und da war ich natürlich auch drin. Es ergab sich ein sehr nettes Gespräch (auf Englisch) mit der Inhaberin, das mit einer Einladung zum Stricktreff bei ihr im Laden, immer donnerstags, endete. Lerne ich halt Schwedisch beim Stricken 🙂

Erste kleine Vorstellungsgespräche mit zwei zukünftigen Nachbarinnen gab es auch schon. Eine von ihnen spricht ein bisschen Deutsch und so haben wir uns unter viel Gelächter mit Bröckchen aus beiden Sprachen unterhalten. Wir haben uns darauf verständigt uns gegenseitig die jeweilig andere Sprache beizubringen 🙂 Stichwort Fika :coffee:

Am Samstag hat Sara, meine aktuelle Gastgeberin, mich mit zu ihrem Elternhaus in Brastad, einem kleinen Ort nahe Lysekil, mitgenommen. Ihre Eltern sind vor nicht allzulanger Zeit kurz hintereinander gestorben und Sara hat die Gebäude auf dem Grundstück vermietet. Das Elternhaus, ein anderes kleines Häuschen, in dem ihre Großmutter gelebt hatte, und das als Ferienwohnung ausgebaute Bootshaus, wo gerade ein (längerfristiger) Mieter ausgezogen war und deswegen nach dem Rechten geschaut werden musste. Besonders ordentlich scheint der allerdings nicht gewesen zu sein. Das gibt noch Stress, denn Sara scheint sehr auf Sauberkeit bedacht zu sein.

Nach der “Arbeit” haben wir noch ein bisschen am Strand unterhalb des Grundstückes gechillt und uns unterhalten (Englisch). Wir verstehen uns sehr gut. Spontan wurde abends gemeinsames Grillen und Essen mit Vahit, dem Hausgast hier aus Afghanistan, veranstaltet. Vahit spricht fast kein Englisch, war aber neugierig und wollte, dass Sara mir in seinem Namen Fragen stellte. Die hat aber darauf bestanden, dass er selber frage. Es wurde ein sehr lustiger Abend. Vermeintliche Sprachbarrieren mit Bordmitteln (ohne Google Translate!) zu überwinden kann sehr spaßig sein.

Es ist sehr schön für mich wieder soviel Lachen zu hören und einfach mitzulachen.

Wenn das gerade beginnende Gewitter durch ist, dann feiere ich den legendären Pizzaday mit einer Kebap Special Pizza von der Pizzeria um die Ecke, bezweifle allerdings, dass die Bitcoin akzeptieren, aber wer weiß 🙂

Pizza Kebap special mit der speziellen Bohuslän Kebap-Sauce, die es nur hier gibt, dazu gibt es automatisch Pizzasalad (=Krautsalat). Wohl die am exotisch anmutendste Pizza, die ich bis jetzt gegessen habe 🙂

…der uns beschützt und der uns hilft, zu leben…

1. Kapitel

Noch eine Woche blauer Himmel mit Sonnenschein, jetzt auch über 20°C. Heute allerdings mit kleinen Schauern am Nachmittag.

Die Obstbäume am Haus war en am 1.Mai noch kahl. Jetzt sind sie grün und blühen. Die Natur explodiert gerade.

Überhaupt bin ich hier in meinem Airbnb wunderbar weich gelandet. Sara ist eine sehr entspannte und hilfsbereite Gastgeberin, heute gganz im Glück da Schweden den Eurovisionswettbewerb gewonnen hat. Leider spricht sie sehr gut Englisch, was meinen Bemühungen um Schwedisch nicht gut tut. Aber ich bin ja auch erst zwei Wochen hier und ein bisschen Urlaub darf auch sein. Außerdem ist das Wetter viel zu schön um vor irgendeinem Bildschirm oder so zu sitzen. Die anderen Gäste sind eine internationale Mischung aus interessanten Menschen, alle ein bisschen schräg, passt. Ich fühle mich hier sehr wohl.

Mein einziges kleines Bauchweh, das ich hatte als ich meine Wohnungtür in Stuttgart für mindestens 190 Tage das letzte Mal abschloss, hat sich auch erledigt. Uddevalla Zentrum ist voll von Mietskasernen, eher eintönige charakterarme Massenwohnungsproduktion. Gegangen bin ich mit der Vorstellung in so einer Kiste leben zu müssen. Ganz glücklich war ich damit nicht, aber man kann nicht alles haben, oder doch?

Ich habe eine Wohnung gefunden oder sie mich, wie man will.

Hier ist die Story:

Noch in Niedersachsen habe ich, weil meine Schwester sich für meinen Geschmack zuviel Sorgen um meinen Verbleib machte, die kommunale Wohnungsverwaltung wegen einer der angebotenen Wohnungen kontaktiert. Leider, oder besser Gott sei Dank, komme ich für diese Wohnungen nicht in Frage, weil ich keine Personennummer (entspricht Steuer-ID), somit kein schwedisches Bankkonto und somit keine Bank-ID habe. Gut zu wissen und wirklich traurig war ich in dem Moment darüber nicht.

So geht es nicht, wie geht es dann, schon denke ich die Lösung an. Die Lösung hieß Blocket, das schwedische Äquivalent zu e-bay-Kleinanzeigen. Da tauchte just in dem Moment einen Anzeige für einen kleinen Reihenbungalow von Ahmad auf. Also hab ich Ahmad auf Englisch angeschrieben. Wir sind so verblieben, dass ich mich wieder melde, wenn ich in Uddevalla angekommen bin. Hat dann bis Freitag gedauert bis wir zusammen gekommen sind.

Ahmad, ich und Rolf. Rolf??? Es stellte sich heraus, das Ahmad, ein junger Libanese, gar kein Englisch kann. Er hatte unsere komplette Konversation von seinem Freund Rolf (Jahrgang 62) übersetzen lassen. Mein Englisch in Schwedisch und sein Schwedisch in Englisch. Bei der Besichtigung hat Rolf dann auch den Dolmetscher gemacht. Die beiden wollten anscheinend mich und nur mich als Mieter. Also habe ich sofort zugesagt. Ein kleines Reihenhäuschen, wenn auch alt und die Küche uralt, finde ich tausendmal besser als eine 0815-Wohnung.

Montag haben wir im Büro von Ahmads Onkel Ibrahim, einem Autohändler, der Deutsch kann, weil er mal in Österreich gelebt und gearbeitet hat, einen sehr einfach aufgesetzten Mietvertrag ab 1.Juni gemacht und ich habe sofort die Schlüssel bekommen, bevor ich auch nur eine Krone bezahlt hatte. Ich hatte mein Revolut-Wallet mit Kronen aufgeladen und war darauf vorbereitet sofort vor Ort eine Monatsmiete plus Nebenkosten instant zu überweisen. Aber nein, war nicht nötig. Auf meine Rückfrage meinte Ibrahim nur: “Uddevalla ist klein”. Die Menschen hier sind im Vergleich zu Stuttgart/Deutschland einfach sooo tiefenentspannt, was entscheidend mit zu meinem allgemeinen Wohlbefinden beiträgt.

Hier die ersten Bilder:

Links der Abstellraum, dann der Gang zum Innenhof mit der Haustür, rechts Wörmepumpe und Küchenfenster.

Eine Wärmepumpe hat hier fast jedes Haus. Viessmann habe ich noch nicht entdeckt. Wenn die nicht einmal bis hierher gekommen sind, dann dürften sie mit ihren 12 Mrd. sehr glücklich sein. Andere deutsche Firmen sehe ich auch nicht, scheinen nicht konkurrrenzfähig zu sein oder etwa nicht am skandinavischen Markt interessiert? Die meisten Geräte hier scheinen von Samsung , Panasonic, Mitsubishi oder Fuji zu sein.

Wenn schon Haken für eine Wäscheleine da sind, dann spannt man doch auch gleich eine 🙂

Mehr Bilder gibt es beim nächsten Mal.Macht es gut alle miteinander!

Klimawandel

Vielen lieben Dank für all eure guten Wünsche. Sie sind wohlbehalten angekommen und hochwirksam. Ich lese eure Kommentare mit Freude, habe aber beschlossen sie nicht mehr (wenn auch sehr begrenzt) öffentlich zu machen.

Mir geht es gut, sehr gut sogar. So gut wie seit zwei Jahren nicht mehr als ich das erste Mal hier war, sogar etwas besser, denn ich kann dieses Mal bleiben solange ich will.

Das Wetter ist, seit es Montagnacht zu regnen aufgehört hat, super. Blauer Himmel, Sonne satt von morgens um 5 bis abends um 9. Dank sehr frischem Wind waren die Temperaturen bis gestern noch auf Kühlschrankniveau :), heute dürften es aber auch locker 20°C gewesen sein. Ich bin gerade fast den ganzen Tag draußen und erlaufe mir die Gegend.

Sie lässt keine Wünsche offen. Ich habe das Meer in greifbarer Nähe, z.B. in Smögen:

Den Fjord vor der Haustür:

Einen Fluss, der ein kleines Wasserkraftwerk aus dem frühen 20. Jahrhundert antreibt, das noch in Betrieb ist und Strom für ca. 300 Menschen liefert:

Häuser, die auf Fels gebaut sind wie dieses hier zum Beispiel:

und nicht zuletzt auch jede Menge Wald:

Am Thema Klimawandel komme ich hier auch nicht vorbei, ganz im Gegenteil, ich wurde bei einer meiner Sonnenuntergangsrunden mit der Nase drauf gestossen. Hier gibt es nämlich etwas ziemlich einzigartiges, Muschelbänke 5-6 km im Landesinneren. Muschelschalen ohne Ende:

Die Erklärung dafür hab ich einfach abfotografiert:

“The shell banks in Uddevalla
20,000 years ago a sheet of ice several kilometres thick covered most of northern Europe. It was so thick it depressed the rock below. As the climate grew warmer the ice melted, exposing the rock beneath; this happened here
12,000 years ago. The ice slowly withdrew and for 2,000 years water from the melting ice rushed into the sea, forming a Sound, Uddevallasundet. The Sound was 75 metres deep and several kilometres wide. Ground level gradually rose
until only Bäveån stream flowing through the town was left of the former torrent.
The pressure of the water from the melting ice created an undertow that drew salt water into the Sound. Such an environment was very favourable for fish, shellfish, plancton and other marine life. Mussels, Shellfish and Barnacles
died; their shells remained. In this way, 10,000 years ago, the world’s largest shell banks were formed, a million cubic metres, along the shores of the Uddevalla Sound. Most of the shells have gone now, removed in the last 300
years, used to feed poultry, enrich the soil or build roads.
Although large shell banks are found elsewhere, none can match the diversity of Uddevalla: over a hundred different species. Near Uddevalla Sound the bones of Reindeer, Polar Bears, Whales and Dolphins have been unearthed.
Animals and eventually the first humans in western Sweden moved in as the ice withdrew. Flint tools 12,000 years old have been found.”

und so muss das damals ausgesehen haben:

Für diesen Klimawandel vor 12000 Jahren bin ich ziemlich dankbar, denn ohne ihn gäbe es diese wunderschöne Gegend nicht. Kühlschranktemperaturen sind mir außerdem viel sympatischer als Eisschranktemperaturen.

Bis bald, lasst es euch gut gehen!

Ankunft

Nach einer sehr guten Nacht, gab es ein reichhaltiges, proteindominiertes Frühstück mit ein bisschen Knäckebrot und viel gutem schwedischen Kaffee 🙂

Da auch die Bahnstrecken in Schweden ab und zu repariert werden müssen, konnte ich nicht von Göteborg Central fahren, sondern erst von Gamlestaden, dafür aber ohne Umstieg bis an mein Ziel.

Das bot mir die Gelegenheit Göteborgs ausgezeichnete Fahrradinfrastruktur zu testen. Mit einer Mischung aus Outdoor active Navigation und Beschilderung waren die 8 km in nahezu nullkommanichts überwunden, ohne jeglichen Stress mit Autos und trocken. Der Regen wartete bis ich im Zug saß. Das Universum liebt mich und ich liebe die Kombi Fahrrad/Öffis 😉

Fahrradwagen haben hier einen abgesenkten Einstieg und dafür einen Lift, um Rollstühle, Kinderwagen und Fahrräder auf die “Sitzebene” zu liften. Funktionierte in meinem Zug nicht, finde ich aber eine gute Idee. Ohne hatten auch hier wieder die Pedelecs ein Problem, weil sie für ihre Benutzer zu schwer waren. Aber ich helfe ja gerne 🙂 Liftanlage kann man auf dem Foto sehen.

In Uddevalla angekommen hat mich dann auch der Regen eingeholt.

Sprühregen zunächst, sodass ich noch einigermaßen trocken meine Bude erreicht habe, aber dann fing es an zu schütten.

Und das ist mein erstes Zugvogelnest, einfaches sauberes WG-Zimmer mit Gemeinschaftsküche und Balkon zur Mitbenutzung.

Transit

Bei schönstem Wetter bin ich Sonntag auf mein Fahrrad gestiegen um zum nächsten Bahnhof zu radeln und meiner Seele hinterher zu reisen. Sie ist gefühlt schon am Samstag losgezogen.

Prompt begann in meinem ersten Zug eine Zeitreise:

Überhaupt gab die Bahnreise ein bunt gemischtes Programm: Verspätungen, nervende Boomer, die mit ihren Pedelecs im ICE nicht zurechtkamen, mit Personen besetztes überfülltes Fahrradabteil. Nicht schlimm, machte den Abschied nur leichter und war ja auch irgendwann vorbei.

Dann gab es das VIP-Treatment bei der Stena-Line. Ich durfte an allen Autos, LKWs links vorbeifahren und mich am Autoschalter “vordrängeln”. Sofort kam ein Angestellter zuhilfe und hielt mein beladenes Rad, während ich Buchungsbestätigung und Pass vorlegte um meine Bordkarte zu bekommen. Dann durfte ich in den dicken Bauch der Fähre einradeln und bekam meinen Platz zugewiesen. 2 Webleinsteeks und es war sicher geparkt.

Gepäck in die Kabinenhöhle…

…und dann erstmal ein Bier an Deck und gründlich auslüften, um den Bahnmief loszuwerden. Herrlich, die frische Luft!!!

Essen war wie erwartet ganz nach meinem Geschmack. Seafood und Weißwein vom leckersten bis zum Abwinken.

Käse und Rotwein zum Nachtisch. Gemüse und Ko. kann ich auch später noch essen.

Die Sonne verabschiedete sich kurz vor 21:00 Uhr im Dunst über Langeland (DK)

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

2.Kapitel

Nach meinem Abschied von Süddeutschland kam der Abschied von Norddeutschland. Ich reise langsam, damit die Seele tempomäßig nicht überfordert wird. Am Ende hat sie mich allerdings sogar überholt, sodass ich ihr nachreisen musste.

Norddeutschland brachte eine überraschende Beobachtung. Bei einem kleinen Besuch auf dem leicht überschaubaren Dorffriedhof fielen mir die Inschriften auf den Urnengräbern auf, nicht zuletzt, weil ich viele Namen kannte:

Das waren so viele 2022er, dass ich auch bei den Familiengrabstätten nach Inschriften schaute, für die Jahre 2018 bis 2022. War leicht machbar.

Ergebnis:

  • 2018: 7
  • 2019: 9
  • 2020: 8
  • 2021: 7
  • 2022: 14

Ich habe immer wieder mehr oder weniger verlässliche Statistiken bzgl. Übersterblichkeit in meine Timeline gespült bekommen, aber so extrem hab ich mir das nicht vorgestellt.

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

1. Kapitel

Die erste Abschiedsstufe ist geschafft: Inventar verabschiedet, Kinder und Dami verabschiedet, die letzte Zigarette an meinem Lieblingsplatz geraucht, das letzte Mal das Fahrrad aus dem Hof geholt…

…Sonntag in der Früh noch einmal durch die fast menschenleere Stadt zum Bahnhof geradelt.

Bahn und Wetter haben perfekt funktioniert. Der Einstieg in den ICE war deutlich unkomplizierter als gedacht, die von mir benötigten Züge sind nach Plan gefahren. Der letzte hat bei der vorletzten Station ein wenig gezögert, um ein fettes Regenschauer an meiner Endstation durchzulassen.

Dadurch hatte ich bestes Fahrradwetter für die letzten Kilometer vom Bahnhof durch den Naturpark Wildeshauser Geest zum Hof.

So weit, so gut!

stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Hermann Hesse